Wo fange ich bloß an?!
Am Besten gaaanz am Anfang:
Es war der 12. Januar 4°° morgens, als ich auf den Wecker sah und so bei mir dachte: "Schön... noch zwei Stunden haste Zeit bis zum Aufstehen..."
Als ich das nächste Mal zum Wecker blickte waren es 5 Minuten vor 7 und ich dachte: "Schön... in 25 Minuten solltest du eigentlich am Bus stehen..."
Ich kann euch sagen, so schnell war ich noch nie aus dem Bett raus... vor allem weil ich seit Wintereinbruch immer fast ne halbe Stunde brauche, um die warme Sicherheit meines Futons zu verlassen und mich hinunter in mein kaltes Appartement zu begeben...
Naja, ich weiß zwar nicht wie ich es geschafft habe, aber ich stand pünktlich 20 Minuten nach 7 Uhr am Bus und konnte mit meinen Arbeitskollegen die Reise nach Ise antreten.
Aber bevor ich fortfahre hier noch ein paar kleine Informationen zum Städtchen Ise:
Ise liegt in der Präfektur Mie südlich von Nagoya. Es ist eigentlich eine recht unauffällige Stadt, die hauptsächlich wegen des Ise-Jingû (Ise-Schrein), dem größten Heiligtum des Shintoismus bekannt ist.
Der Hauptkami des Gekû ist Toyôke, eine Gottheit der Nahrung und Industrie, welche hauptsächlich mit dem Reisanbau assoziiert wird.
Hauptkami des Naikû ist Amaterasu, die Sonnengöttin und Begründerin der japanischen Königsfamilie... mit anderen Worten: Die Obergottheit schlecht hin.
Ise ist für den Shintoisten also das, was der Vatikan für die katholische Christenheit darstellt.
Als ich mich in Little World in die Teilnehmerliste eingetragen habe, kamen deshalb bis zum Tag der Reise permanent Leute auf mich zu und ich habe Gespräche wie dieses hier geführt:
A-san: Maria-chan... Du fährst mit uns nach Ise?!
Watzke-san: Ja. Das wird bestimmt lustig! ^o^
A-san: Aber wieso fährst du denn da mit?
Watzke-san: Weil es billiger ist, als wenn ich alleine mit dem Zug fahren müsste. ;)
A-san: Aber du bist doch Christ!?
Watzke-san: Ja...
A-san: Aber wir fahren alle nach Ise, um zu den Göttern zu beten.
Ise-Jingû ist ein shintoistisches Heiligtum und wir beten dort.
Watzke-san: Ja, ich weiß. ¬_¬ Aber ich bin Tourist und würde es sehr gerne sehen. Ich hoffe, dass ist ok?
A-san: Oh ja, natürlich ist das ok! Kein Problem! Es wird bestimmt lustig! ^o^
Watzke-san: Okay... Ôo
Irgendwann kam es mir so vor, als ob man mich nicht dabei haben wollte... Aber davon lasse ich mich ja bekanntlich nicht abschrecken! ^^
...
Aber um wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen:
Die Busfahrt dauerte knapp 3 Stunden und war recht ausgelassen... was vor allem daran lag, dass kurz nach dem Start alkoholreiche Getränke ausgeteilt wurden. (Soviel zum Thema "Spießige Japaner". ;) ) Ich persönlich hab mich nicht am Saufgelage beteiligt. Zumal ich sowieso viel mehr damit beschäftigt war, die vorbei rauschende Landschaft in meinem Gedächtnis und ab und zu auch auf den Datenspeicher meiner Kamera festzuhalten.
Ich war am Ende selber von mir erstaunt, dass ich so fasziniert von der Gebirgslandschaft war... Wo ich doch sonst immer ein recht negatives Verhältnis zu Bergen hatte!...
In Ise angekommen ging es zunächst traditionell zum Äußeren Schrein und dort hieß es dann erstmal Hände waschen und Mund ausspülen, um anschließend den Menschenmassen und unserer Reiseleiterin hinterher zum Hauptschrein zu folgen. Es war wirklich ein Gewusel und ich bin kaum zum Fotografieren gekommen. Zum Einen, weil ich leichte Panik hatte stehen zu bleiben und entweder überrannt zu werden oder (schlimmer) meine Reisegruppe aus den Augen zu verlieren und zum Anderen, weil im Hauptschrein Fotoverbot herrschte. Was Schade war, denn ich hätte wirklich gerne ein Foto vom "Goldregen" gemacht. (Anmerkung: Traditionell sind vor den Schreinen Holzkisten aufgestellt, in welche die Gläubigen 5, 10 oder auch 50 Yenmünzen als Opfer hineinwerfen. Anschließend verbeugt man sich 2 Mal, klatscht 2 Mal in die Hände, äußert seine Bitte und verabschiedet sich mit einer erneuten Verbeugung.)
Nach etwa 20 Minuten ging es zurück zum Bus und weiter zum Inneren Schrein.
Dort angekommen, hatten wir knapp 3 Stunden Aufenthalt, was bedeutete, dass man endlich mal durchatmen und alles auf sich wirken lassen konnte. Denn ganz im Ernst: Mit einer japanischen Reisegruppe mitzuhalten ist anstrengend. (Jetzt wundere ich mich nicht mehr, wie die Japaner es schaffen ganz Europa in nur einer Woche zu bereisen.)
Das Schönste an der Anlage war eigentlich die Natur. Der gesamte Innere Schrein befindet sich in einem Waldstück und ohne die ganzen Menschen wäre das bestimmt ein schönes und besinnliches Plätzchen gewesen. Aber auch sonst erschien mir Ise als eine recht grüne Stadt. Jedenfalls wirkte sie grüner, als die Städte, die ich bisher in Japan gesehen habe.
Im Naikû-Hauptschrein hab ich mich dann auch an dem "Geldregen" beteiligt und habe ein ein kleines Gebet zu Amaterasu geschickt. Es kann ja immerhin nicht schaden, wenn man sich bei der Sonnengöttin dafür bedankt, dass man sich in ihrem heiligen Land aufhält.
Nach einem Spaziergang durch die Anlage ging es zur Oharaimachi... eine
Einkaufspassage, wo meine Arbeitskollegen erst einmal in die Restaurants eingekehrt sind. Da ich mich allerdings noch ein bisschen umsehen wollte, gab ich mich mit einem Takobô zufrieden, bin auf der knapp einen Kilometer langen Straße entlang geschlendert, habe Fotos gemacht und einen Buddha für meine Allah gesucht. Letzeres blieb allerdings ohne Erfolg! >< Zwar hab ich viele schöne Exemplare gesehen, doch leider lagen die alle außerhalb meines Budgets.
Und damit war der Tag eigentlich auch schon zu Ende, denn gegen 3°°, saßen wir wieder alle im Bus und sind zurück nach Inuyama gefahren.
Es war zwar ein kurzes Vergnügen, aber es war lustig. Ich hatte viel Spaß, hab viel Gesehen, oh... und ich hab Bingo gespielt! ^^
Damit hat man uns nämlich auf der Rückfahrt beschäftigt! ... Allerdings hab ich nicht eine Reihe voll bekommen! -.-
Aber natürlich habe ich Ise nicht verlassen, ohne ein paar kleine Geschenke im Schlepptau:
Das sind Talismane, die speziell für Studenten gedacht sind.
Der Rote vermittelt Weisheit und ist für meine Aileen. (Ich weiß, du bist eigentlich auch so schon schlau genug, aber als angehende Juristin brauchst du bestimmt alle Weisheit, die du kriegen kannst! ^^ )
Und der Blaue steht für Schutz... (So ne Art japanischer Schutzengel für Studenten...) Und der ist für meinen Tom!
Was ich übrigens nicht wusste: Diese Talismane "halten" in der Regel nur ein Jahr. Danach muss man zurück nach Ise fahren und neue kaufen... Was für ein ausgefuchster Kapitalismus!
Ein kleines Manko gab es dann aber doch: Ich bin nicht zum Fotografieren der Schachtdeckel gekommen! >< Wo welche waren hatte ich keine Zeit ein Bild zu schießen und als ich Zeit hatte, waren keine mehr zu finden!
Aber dafür hatte ich am nächsten Tag alle Zeit der Welt, so dass ich jeden Schachtdeckel, der meinen Weg kreuzte fotografieren konnte.
Kôbe liegt in der Präfektur Hyôgo und dürfte der westlichen Welt besonders aufgrund seiner Viehzucht und des verheerenden Erdbebens von 1995 bekannt sein.
Damals wurde ein Großteil der Stadt zerstört und der Hafen verlor seinen Titel als zweitgrößter Hafen weltweit.
Vorab soll gesagt sein: Ich habe den Hafen nicht gesehen. Ich habe ihn nur aus weiter Ferne betrachten können... Und auch ansonsten lief diese Reise nicht so ganz, wie ich es mir vorgestellt habe. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass meine Begleiterinnen andere Vorstellungen von Sightseeing haben.
Mir ist es schon des öfteren aufgefallen: Japaner legen großen Wert auf's Essen. Und zwar auf gutes Essen! Man bleibt nicht einfach an einem Stand stehen und isst etwas aus der Hand... Nein, man setzt sich in ein Cafe oder ein Restaurant. (Und verplempert damit unnötig Zeit...)
Auf dieser Reise trafen also zwei völlig gegensätzliche Essverhalten aufeinander. (Ganz nach dem Motto: Gourmet vs. Gourmand.) Und der Gourmand hat leider den Kürzeren gezogen! ><
Aber beginnen wir doch von vorne:
Dieser Tag begann beiweiten ruhiger, als der Tag zuvor.
Mein Wecker hat pünktlich geklingelt und ich war überpünktlich am Bahnhof.
Von dort ging es mit dem Zug nach Nagoya, wo ich mich mit meinen Doitsu-Mädels treffen wollte. (Anmerkung: Diese Reise wurde von meiner Chefin im Little World-Deutschland organisiert und war nur für die entsprechenden Mitarbeiter gedacht. Eingeschrieben haben sich 5 Leute und meine Wenigkeit, versteht sich! ;) )
Von Nagoya ging es mit dem Shinkansen durch's japanische Land bis nach Ôsaka.
Mal wieder war ich von der Landschaft fasziniert, konnte dieses Mal allerdings keine Fotos davon machen, weil ich am Gang saß...
Wusstet ihr, dass man in japanischen Zügen die Sitze je nach belieben drehen kann?
Wenn man z.B. zu viert ist, es aber nur noch 2er Sitze gibt, dann dreht man einfach eines dieser Sitzpaare und schon hat man eine Vierersitzgruppe. *o*
Also ich wusste, das nicht und war demnach auch recht erstaunt, als meine Arbeitskollegen im Zug anfingen die Sitze hin und her zubadalchen.
...
Von Ôsaka ging es mit der JR-Linie weiter nach Kôbe.
Dort angekommen wollten wir eigentlich zu einem Schrein. Laut Karte war er auch nicht weit vom Bahnhof entfernt, allerdings sind wir an jeder Kreuzung stehen geblieben und es wurden Diskussionen eröffnet, ob man denn noch richtig wäre. Ich habe mich da raus gehalten, weil ich bei mir dachte: Das sind 5 erwachsene Frauen, die allesamt der japanischen Sprache mächtig sind... Die werden ja wohl mit dieser (einfach-gestalteten) Karte zurecht kommen.
Das Vorankommen hat also eine Weile gedauert, was allerdings auch seine Vorteile hatte: Denn so konnte ich in aller Ruhe die Umgebung digital festhalten.
Beim Schrein sind wir im Übrigen nie angekommen. Denn unterwegs kamen wir (wie sollte es auch anders sein) an einem Laden vorbei der deutsches Erzgebirgszeug verkaufte.
Als meine Begleiterinnen das sahen, ging echt die Post ab. Alles wurde ganz genau begutachtet, Preise wurden verglichen, Visitenkarten wurden getauscht und man begann Listen zu erstellen, was man denn alles kaufen wolle.
Als man mich fragte, ob ich für meine Eltern nicht auch etwas kaufen will, musste ich die Lieben erstmal wieder daran erinnern, dass ich aus Deutschland komme und dass dort nicht wirklich ein Mangel an Erzgebirgserzeugnissen besteht.
Mir persönlich gefiel der Laden auch sehr, vor allem weil er mit keinem Wort Bayern erwähnte. ^^ Dafür hingen überall Postkarten aus Seiffen oder anderen sächsischen Städten. (Heimaaat! *.*)
Ich fand es toll... allerdings ließ meine Begeisterung allmählich nach, als meine Kolleginnen nach knapp einer Stunde immer noch keine Anstalten machten den Laden zu verlassen.
Aber ich übte mich in Geduld und dachte bei mir: Lass ihnen den Spaß, wir haben schließlich Zeit.
Nach knapp 1 1/2 Stunden ging es dann auch endlich weiter. Allerdings zurück zum Bahnhof und von dort aus ins Herz der Stadt. Auf mein Frage, wo wir denn hinlaufen würden, erhielt ich zur Antwort: Es ist Mittagzeit. Wir gehen jetzt etwas essen.
Da ich ebenfalls hungrig war, fand ich die Idee im ersten Moment auch nicht so schlecht. Allerdings hab ich zu diesem Zeitpunkt auch noch gedacht, dass wir zum Hafen gehen, um dort irgendwas fischartiges zu essen, oder dass wir einen Abstecher nach Chinatown machen, um uns an chinesischen Gerichten zu laben.
Aber wir waren nicht im Hafen... Itô-san führte uns geradewegs in ein Restaurant.
Und nicht nur in irgendein Restaurant. Es war so eins, wo Kellner nicht mehr Kellner sondern Ober heißen, wo einem eben diese Personen den Stuhl zurechtrücken und wo das Essen auf dem Teller sehr übersichtlich aussieht.
Ich hab mich in meinem Reiseoutfit nicht so recht wohl gefühlt und obwohl das Essen wirklich gut war, war ich froh als wir 2 Stunden später wieder auf der Straße standen.
Nun bleiben uns nur noch etwa 2 Stunden bis wir uns wieder zum Zug begeben mussten.
Nachdem wir durch Chinatown spaziert sind und ich versucht habe Chinesen von Japanern zu unterscheiden, wurde meine Hoffnung doch noch den Hafen zu besuchen vollends zerschlagen, als wir wieder zum Bahnhof zurück gingen.
Nun ging es mit dem Zug zum Randgebiet von Kôbe.
Unser Ziel: ein Stadtgebiet, am Berghang gelegen, in dem u.a. verschiedene Länder repräsentiert werden.
Zugegeben: Dort durch zu bummeln hatte schon was für sich.
Die Häuser waren alle in einem, für japanische Verhältnisse, recht untypischen Stil gebaut. Die Architektur hatte was vom Jugendstil.
Wir sind an Großbritannien und Österreich vorbei gekommen und nachdem wir den Berg bestimmt fünfmal hoch und runter gekrackselt sind (weil in der zwischen Zeit immer noch keiner mit der Karte umgehen konnte) und meine Laune zusehends schlechter wurde, waren wir endlich am Ziel: Ein kleines Kunstmuseum, von dessen Aussichtsplattform aus man einen wunderbaren Blick über das gesamte Gebiet hatte.
Und dort hab ich es dann auch endlich gesehen: Das Meer! *.*
Es war traumhaft schön und mit einem Mal war meine miese Laune verpufft. (Was eine simple Aussicht so alles bewirken kann! ^^)
Anschließend ging es wieder hinunter und per Zug zurück zum Bahnhof Ôsaka.
Dort habe ich mir, während meine Arbeitskolleginnen nach o-miyage (Mitbringsel) gesucht haben, als Tagesabschluss Kakigôri gegönnt. (Anmerkung: Das ist abgeschabtes Eis, welches mit Sirup übergossen wird.... Voll lecker. ^o^ Und im Sommer bestimmt ne echte Erfrischung!)
Als wir später alle wieder im Zug saßen und vor uns hin dösten, hab ich mir ein Fazit überlegt, dass sich bis heute nicht geändert hat:
Der Tag war, obwohl anders als gedacht, schön. Ich habe was von Japan gesehen und ich habe gelernt, dass ich in Zukunft lieber alleine auf Reisen gehen werde. (Die japanische Definition von Sightseeing unterscheidet sich einfach viel zu stark von meiner.)
Und zum Schluss noch ein paar Bildchen für Frances und Risu und für alle anderen Sherlock Holmes-Fans unter euch.
Leider gab es keinen Watson... aber der Holmes-Teddy ist doch auch nicht zu verachten! ;)
Ja und das war mein "Ise und Kôbe-Abenteuer".
Sorry, dass es so lange gedauert hat mit hochladen und sorry, dass der Erzählfluss so
holprig ist.
Man merkt, dass ich das Ganze zwei Wochen später geschrieben habe! -.-'
Aber nun hab ich es hinter mich gebracht und kann mich neuen Projekten widmen!
Wie zum Beispiel dem Yuki-Matsuri! Denn seit gestern ist es offiziell:
Ich fliege am 8ten Februar nach Sapporo! ^o^ *vor Freude an die Decke spring*
Liebe Grüße
Eure Watzke-san bzw. Mietzi bzw. Maria
PS.: An alle Detektiv Conan-Fans: Glaubt ihr ich hab am Bahnhof von Ôsaka auch nur eine Spur von Hattori Heiji gefunden?!
Stitch, Naruto, One Piece... aber keinen Heiji! >< *schnief*