Mittwoch, 24. August 2011

Mittwoch, 24. August 2011

Es ist soweit:
Morgen beginnt meine letzte Woche hier in Inuyama.

Ein bisschen schwermütig macht mich der Gedanke schon, allerdings bin ich, seit mir vor ein paar Tagen die Manga-Version von Jane Austens "Emma" in die Hände gefallen ist, im Shôjo (zu dt.: kleines Mädchen)-Modus, was sich dann doch schon recht stark auf mein Gefühlsleben auswirkt:
Alles ist toll, rosa-rot und romantisch.
Auf Arbeit bekommen unsere Hüte von mir eine Extraschicht Rüschen- und kitschige Blumenverzierungen verpasst und zu Hause lechze ich nach Austens Werken (ganz besonders nach meinem Favoriten: Sense and Sensibility).

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist das bestimmt nur ein jämmerlicher (wenn auch recht gut funktionierender) Versuch meines Unterbewusstseins, mich von traurigen Abschiedsgefühlen abzulenken.

Und weil es langsam wirklich ernst wird, versuche ich noch ein bisschen was von Japan zu sehen, bevor ich wieder in die Heimat "muss".

Gestern war ich mit Ô-chan und Cham-chan im Gifu-jô.
Da war ich zwar schon mal, aber da Ô-chan am Morgen so gar nicht wusste, was sie mit uns unternehmen wollte (das nenn ich gute Vorbereitung ^^) und Cham-chan Gifu noch nicht kannte, habe ich irgendwann (nach etlichen Hin und Her-Diskussionen) bestimmt, dass wir alle nach Gifu fahren werden.

Es war auch echt lustig (mit anderen machen solche Ausflüge eben doch mehr Spaß) und da es die Nacht davor ein (herrliches) Unwetter/Gewitter gegeben hatte, war die Luft angenehm erfrischend und auch die Temperaturen stiegen nicht über 25°C.
Mehr gibt es zu dem Ausflug eigentlich nicht zu sagen, nur dass es mal wieder ziemlich lustig war.


Deshalb komme ich gleich zum heutigen Tag.
Da hatte mich meine Arbeitskollegin Semaishi-san eingeladen, gemeinsam mit ihrer Familie nach Takayama zu fahren.
Ein bisschen Bammel hatte ich diesbezüglich ja schon:
Knapp 3 Stunden Fahrt, mit drei kleinen (doch recht aufgeweckten) Jungs und Semaishi-san, die wirklich schrecklich lieb ist, aber es mir sprachlich gesehen echt nicht einfach macht. Ich verstehe sie einfach manches Mal nicht...
-.-'

Die Fahrt begann um 6°° in der Früh.
Man sammelte mich am Bahnhof ein und von da aus ging es erstmal nach Kani, wo die beiden Jüngsten bei den Großeltern abgeladen wurden.
Nun waren wir nur noch zu viert und die Fahrt war recht amüsant und kurzweilig.
Mit dem Verständnis ging es relativ gut, auch wenn ich Mühe hatte, die Geschichte vom "Rattenfänger von Hameln" verständlich rüber zu bringen. (Zumal ich am Anfang Hameln mit Bremen verwechselt habe und dieses Märchen zum Besten gegeben habe!
-.-')



In Takayama angekommen (nebenbei eine echt schöne Stadt, die ein kleines bisschen an Kyôto erinnert), sind wir über die o-miyage-Meile spaziert und anschließend weiter zum "Hida no sato" (Hida-Museumsdorf) gefahren. Bei der Anlage handelt es sich um ein Museumsdorf... welches Gebäude des 17., 18. und 19. Jahrhundert präsentiert.
Nicht nur, dass ich von den Gebäuden angetan war, es gab auch recht viele Mitmachaktionen:
Traditionelles Wasserpistolen-Weitschießen, Sembei (Reiscracker)-Herstellung, traditionelle Geschicklichkeitsspiele, die ich trotz meiner Ungeschicklichkeit gemeistert habe und natürlich eine Stamp- und Quiz-Rallye. Die letzten beiden Aktionen waren eigentlich für uns "Kinder" bestimmt, aber letztendlich habe ich mit dem o-tôsan, alleine um die Wette gerätselt.





Und wo ich gerade bei dem Herrn Semaishi bin:
Mein Gott, ist der ein ... gut aussehender (junger) Mann. *.*
Hätte ich den auf der Straße gesehen, hätte ich ihn nicht für einen Vater von 3 Kinder gehalten...
Ich war auch schon drauf und dran meiner Arbeitskollegin Glückwünsche für diese hervorragende Wahl auszusprechen (so als kleiner Spaß unter uns Frauen), allerdings ließ ich es am Ende sein.
Denn als ich das letzte Mal einer Frau sagte, dass ihr Mann echt gut aussieht, ist diese knallrot geworden und hat irgendwas genuschelt, von wegen, dass sie ihren Mann nicht (nur) deswegen geheiratet hat.

Nach dem wir uns den Bauch an einem Hotel-Buffet voll geschlagen haben (und damit übertreibe ich nicht), ging es weiter über Berge und Tunnel zum Dorf Ogimachi in Shirakawa-gô. Das historische Dorf gehört mit noch 2 weiteren Dörfern zum Weltkulturerbe und besteht hauptsächlich aus Häusern, welche im sogenannten Gasshō-zukuri-Stil gebaut worden sind. Charakteristisch für diesen Baustil sind die robusten Strohdächer, die selbst starken Schneefällen trotzen.

Das Dorf war (wie gesagt "Shôjo-Modus") extrem romantisch. Diese hübschen Häuschen, gelegen an einem wunderschönen Fluss, umgeben von majestätischen Bergen... *seufz*





Nach einem ausgiebigen Spaziergang, machten wir uns gegen 16°° an die Heimreise.
Und ca. 18.30 Uhr waren wir wieder bei den Großeltern in Kani, wo ich zum Abendessen eingeladen wurde, mal wieder das Klischee "Alle Deutschen trinken total gerne Bier" bestätigen musste und am Ende mit dem Lösen des Magic Cube, alle in Staunen versetzt habe. (Mich inklusive... schließlich habe ich so ein Teil das letzte Mal vor einem Jahr in der Hand gehabt.)

Soooo... und nun bin ich Müde und werde wahrscheinlich auch gleich ins Bett fallen, damit ich morgen gestärkt in die letzte Woche starten kann.
Ich werde es noch mal so richtig genießen! ;)


Ahh, wo ich gerade dabei bin:
Letzte Woche, wurde mir bestätigt, dass man doch irgendwie froh ist, über meine Art einige Kunden auf ihre Fehler hinzuweisen:
Es war Sonntag, das Wetter war mies (Regen, Regen und nochmals Regen) (ein Grund weshalb wir an diesem Tag auch alle eher nach Hause durften) und es war nicht wirklich etwas los.
Ich sitze im Kostümverleih, als Tajima-san herein kommt, leicht genervt über Gäste, die -obwohl wir sie ausdrücklich darum gebeten haben, mit den Kostümen nicht in den Regen hinaus zugehen, draußen im Regen standen und fröhlich posierten.
Tajima-san redet und redet... Irgendwann fallen die Worte: "Aber ich kann da jetzt nicht raus gehen. Das wäre schrecklich unhöflich..." und ihr Blick fällt auf mich.
Ich: "Soll ich rausgehen und den Gästen sagen, dass sie rein kommen sollen?"
Tajima-san: "Oh würdest du das wirklich machen!? Das wäre ja so nett von dir!... Ich darf es ja nicht.... und du ja eigentlich auch nicht, aber da du ein Ausländer bist, geht das schon in Ordnung!"
Ich also raus, habe den Weibern höflich, aber bestimmt mitgeteilt, dass sie gerade totalen Mist verzapfen und sie wieder ins Haus gescheucht.
...
Man, dass war der Höhepunkt des Tages! ^_____^

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