Donnerstag, 4. August 2011

Donnerstag, 04. August 2011

There’s a shadow of a man at Hiroshima
where he’d pass the noon.
In a wonderland at Hiroshima
‘neath the August moon.
And the world remembers his face –
remember the place was here…

Fly metal bird to Hiroshima
and away your load.
Speak the magic word to Hiroshima
let the sky explode.
And the world remembers your name –
remembers the flame was here…
Hiroshima.


Mit diesem (allen hoffentlich) bekannten Lied, melde ich mich von meiner letzten großen Reise zurück.
Es war eine seltsame Erfahrung.
Von "himmelhoch jauchzend" bis hin zu "Tode betrübt" habe ich eigentlich so ziemlich jede Emotion mitgemacht ... und natürlich immer im Hinterkopf den Ohrwurm von Wishful Thinking...

Der 2. August begann schon recht früh, nämlich gegen 5°° morgens... ach nein! Eigentlich fing er schon um 24°° an.
Denn um diese Zeit wurde ich wach, weil mal wieder meine Wohnung schwankte. Schlaftrunken und nicht sicher, ob das Ganze nur ein Traum ist oder nicht, stufte ich die Situation als ungefährlich ein, habe mich umgedreht und weiter geschlafen.
Als ich gegen 7°° am Shinkansen-Bahnsteig stand, wurde mir bestätigt, dass es wirklich um 23.58 Uhr ein Erdbeben der Stärke 6,1 gegeben hatte und dass es aus diesem Grund zu Verzögerungen kommen kann.
Allerdings verlief die Fahrt ohne Probleme und pünktlich gegen 9.15 Uhr erreichte ich den Bahnhof von Hiroshima.
Von dort ging es mit dem JR gleich weiter zur Miyajimaguchi-Station, von wo aus ich mit der Fähre hinüber zur Miyajima (-Insel) gefahren bin.

Selbstredend habe ich mir den Itsukushima-jinja angesehen und das Ô-torii durfte des Öfteren vor dem strahlend-blauen Himmel für mich posieren! ^^


Neben dieser Hauptattraktion der Insel gibt es aber noch eine ganze Menge anderer Schreine und Tempel, bei denen es sich ebenfalls lohnt einen Blick zu riskieren... oder ein bisschen die Berge hinauf zu klettern...
Dazu gehören u.a. der Daishô-in, der Daigan-ji und der Hôkoku-jinja.



Natürlich hätte ich auch noch ganz noch oben zum Gipfel hinauflaufen bzw. per Seilbahn hinauffahren und mir das heilige und schon seit fast 1200 Jahren brennende Feuer ansehen können. Doch da es im Führer hieß, man bräuchte von der Bahnstation bis zum Gipfel noch etwa 30 Minuten (mindestens), überall darauf hingewiesen wurde, dass man den Berg nur mit der richtigen Ausrüstung besteigen sollte, ich ja nun eigentlich nicht wirklich der Freund von Bergwandertouren bin und es zudem noch schrecklich heiß war, habe ich mich lieber mit einem erfrischenden Erdbeerstückchen-Kakigôri an den Strand gesetzt und den andren Touristen dabei zu gesehen, wie sie im Ebbe-Matsch nach Muscheln suchen.

Irgendwann bin ich gedanklich abgedriftet... Und plötzlich merke ich, dass sich irgendetwas neben mir bewegt. Ich drehe also den Kopf und starre in zwei riesige schwarze Hirsch-Augen, die mir sagten: "Gib mir was von deinem Eis ab!"
Gott, da bin ich aber erschrocken...

Nach diesem kleinen Schock, brauchte ich eine Abkühlung. Also hieß es: Schuhe aus, Hosen hochgekrempelt und hinein in die "Fluten". (Obwohl ich erst gar nicht wollte... Aber letztendlich hat dann doch meine wasservernarrte Persönlichkeit den inneren Konflikt gewonnen. ^^)
Hübsche Muscheln habe ich zwar jetzt nicht gefunden, doch dafür war das Ô-torii greifbar nah und es war eine herrliche Erfrischung! *.*

Da es nun auch schon gegen 16°° war, machte ich mich auf den Rückweg zur Anlegestelle.
Mit einem Schnellboot fuhr ich zum Hiroshima-kô und von dort ging es mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum.
Da ich nun eigentlich noch keine Lust hatte ins Hotel einzuchecken, bin ich, als Tagesabschluss, der Hauptstraße noch ein bisschen nach Westen gefolgt.
Unterwegs dachte ich so bei mir, dass Hiroshima eigentlich eine ganz normale japanische Großstadt ist. Hektisch, laut, mit Einwohnern, die sich einfach nicht entscheiden können auf welcher Fußwegseite sie nun eigentlich laufen wollen...

Und dann steht man plötzlich vor dem Genpaku-Domu (Atombomben-Dom) und denkt sich: "Stimmt, Hiroshima ist keine normale japanische Großstadt."


Atombomben-Dom und Hypozentrum

Es war recht seltsam: Ich hatte wirklich wahnsinnig gute Laune. Die Abendsonne war wunderbar, ich hatte tolle Musik im Ohr, alles war bestens.
Und dann stehe ich vor dieser Ruine und habe von einer Minute auf die andere einen riesigen Kloß im Hals und merke wie mir langsam die Tränen kommen.
Ich hatte schon viel über Hiroshima und den Atombombenabwurf gelesen, Reportagen gesehen usw. doch wahrhaftig vor diesem Gebäude zu stehen, hat für mich auf einmal alles so schrecklich real werden lassen.
Ich kann es nicht beschreiben... es ist mir einfach schrecklich nahe gegangen.

Zum Schluss habe ich noch die Stelle gesucht, über welcher die Bombe am 6. August 1945 detoniert ist.
Auch dort war die Situation extrem surreal.
Ich stand vor der Gedenktafel und konnte nicht anderes als in den Himmel zu starren.
Für Passanten war es bestimmt ein schräger Anblick...
Es gab außer blauem Himmel ja auch nichts zu sehen... Keinen Schatten, kein Nichts, nur vereinzelt ein paar Wölkchen...

So wie der Dienstag endete, so begann auch der Mittwoch:
Mit dem Besuch des Friedensgedächtnismuseums.
Friedensgedächtnismuseum
Hiroshima - vor und nach dem 6. August 1945

Es war stellenweise wirklich heftig!
Ganz besonders schlimm fand ich persönlich das Diorama mit den Wachsfiguren von Überlebenden... Aber auch die ganzen Geschichten hinter den Ausstellungsstücken zu erfahren, oder die Zeichnungen der Überlebenden zu sehen hat mich sehr mitgenommen.

Und die "Peace-Watch" am Eingang bringt einen schon ins Grübeln...

"Peace-Watch":
Oben --> Anzahl der vergangenen Tage seit dem ersten Atombombenabwurf
Unten --> Anzahl der vergangenen Tage seit dem letzten Atombombentest

Nachdem ich noch in der "Nationalen Freidensgedächtnishalle für die Atombombenopfer von Hiroshima" war und mir dort die Zeitzeugenberichte angetan habe, brauchte ich erstmal eine Pause, um die ganzen Eindrücke zu verdauen...

Nach einer Runde durch den Park, bin ich zum Hiroshima-jô aufgebrochen, wo ich auch -nach schrecklich vielen Pausen- angekommen bin.



Und damit der gesamte Eintrag nicht so emotionslastig wird, habe ich hier jetzt noch ein paar trockne, geschichtliche Fakten für euch:
Errichtet wurde die Burg, die auch den Beinamen "Karpfenburg" (Ri-jô) hat, im Jahre 1589 und zwar von Mori Terumoto, einem Anhänger von Toyotomi Hideyoshi. Selbstredend überstand sie den Atombombenabwurf nicht und so begann man 1958 mit der Rekonstruktion der Burg, die heute als Museum dient.

Nachdem ich vom Turm aus einen Blick über die Stadt geworfen habe, ging es zurück zum Bahnhof. Unterwegs wollte ich eigentlich noch einen Zwischenstopp im Shutsukeien (Park) machen.
Doch da ich für diese Verschnaufpause im Grünen Eintritt hätte zahlen sollen, suchte ich mir lieber eine kostenlose Bank mit Schatten und Wasserlage zum Rasten aus. (Und da gerade Ebbe in den Kanälen herrschte, roch es dort auch so schön nach Meer! *.* )

Gegen 18°° lief ich hinüber zum Bahnhof und verließ eine Stunde später Hiroshima.

Und damit endet einer der wohl seltsamsten Japan-Trips, die ich bisher unternommen habe.
Dennoch bin ich froh, dass ich mich dazu ausgerafft habe... auch wenn ich noch nie in meinem Leben soviel Geld für Zugtickets ausgegeben habe...

7 Kommentare:

  1. wow, wahnsinn. was für eine reise!
    aber sag ma das torii sah schon ziemlich mitgenommen aus... hast du zufällig irgendwo erfahren, wie oft die das restautieren müssen?
    und hast du keinen wunschzettel an den schrein gehangen?^^ und der kleine piepmatz links oben auf dem torii >__< knuffig, hast du den schon entdeckt?

    liebe grüße von alex-chan ^.^

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  2. Oh man, Alex... du hast ja echt den Blick für's (Vogel-) Detail! ... Den habe ich bisher noch gar nicht bemerkt! ^^'

    Leider habe ich nicht rausfinden können, wie oft man das Torii restaurieren muss... Aber da das Holz immer der Witterung und den Gezeiten ausgesetzt ist, gehe ich mal davon aus, dass man es recht häufig machen muss. Außer sie bepinseln es immer mal mit roter-wasserfester-anti-gammel-Farbe. ;)

    Und da ich eigentlich zu dem Zeitpunkt wunschlos (glücklich) war, habe ich das Zettel-Aufgehänge lieber den Shintoisten überlassen! ^^

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  3. Irre, hätte ich Zeit würd ich da auch noch hingehen. Aber gut, so bleibt wenigstens was für meinen nächsten Aufenthalt^^

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  4. hallo Mi-chan
    ich brauch ma deine Hilfe bzw. Wissen. da ich mir nich sicher bin, ob du meine Mails bekommst...
    weißt du zufällig was mir den Beriffen Diakonikon und Prothesis anzufangen? ich weiß, dass es Apsisnebenräume sind, aber sind ihre Bezeichnungen immer mit den seiten an denen sie liegen übereinstimmend? (also ist es festgelegt, wo sich der eine und der andere raum befindet, links oder rechts ?)?
    wär cool, wenn du bescheid wüsstest, denn es raubt mir den letzten nerv bei meiner HA da siche in Forscher evtl. vertan hat.
    danke, und liebe grüße nach japan
    Alex-chan

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  5. Oh mein Gott Alex! ... Was stellst du mir denn hier für Fragen!? °o°
    Du weißt schon, dass ich seit einem Jahr Kunstgeschichte so ziemlich vernachlässigt habe!?
    ...
    Und helfen kann ich dir da auch nicht.
    Ich weiß nur, dass beide Begriffe mit einer Sakristei vergleichbar sind...
    ...
    Aber irgendwie habe ich in meinen Aufzeichnungen bei Prothesis stehen, dass es sich nördlch der Apsis befindet... Ob dass immer so sein muss, kann ich dir allerdings nicht sagen!
    Tut mir leid! -.-

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  6. Und wie war das Hanabi? Was mich betrifft, so bin ich dann doch mehr für Hanami - das ist dann doch etwas langlebiger...

    Nun, wie ich Ihrer letzten Reise entnehme hat Hiroshima Sie auch so beeindruckt wie mich. In einem Washingtoner Aviation Museum wird die berühmte "Enola Gay" im Original ausgestellt. Sehr bedrückend wenn man in den geöffneten Bombenschacht hineinschaut in dem Wissen: da hing "Little Boy" drin. Auch 66 Jahre nach dem Abwurf habe ich in Amerika niemanden - wirklich niemanden - getroffen, der sich Gedanken darüber gemacht hätte.

    Wußten Sie, daß:
    - die Amerikaner nach Japans Kapitulation als erstes nach Hiroshama ausgeschwärmt sind, alles und jeden untersucht haben - allerdings ohne den Überlebenden zu helfen;
    - daß Hiroshima nicht bombardiert wurde, obwohl dort eine starke Rüstungsindustrie ansäßig war, da man die unverfälschte Auswirkung der Bombe untersuchen wollte;
    - daß die Amerikaner (und Chinesen) bei der Abstimmung, ob man den Atomic Dom in Hiroshima auf die Liste Weltkulturerbe der UNESCO setzen solle, dagegengestimmt haben?

    Das macht einen schon nachdenklich. Nun, wie ich weiter lese, haben Sie Miyajima genossen.

    Ich selbst mache mich so langsam auch auf nach Fukuoka, da ist Nagasaki natürlich Pflicht.

    Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!

    Peter Jungen

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  7. Na dann wünsche ich Ihnen viel Spaß in Japan...

    Und wegen Hiroshima:
    Es dürfte ja wohl allen klar sein, dass es sich dabei lediglich um eine Darstellung der Macht handelte. Japan war ohnehin schon am Boden... Keiner kann mir erzählen, dass das ganze Leid von Hiroshima und Nagasaki notwendig gewesen war, um den Krieg schnell zu beenden.
    Zwar haben die Japaner in ihren Kriegen, teilweise ein echt unmenschliches Verhalten an den Tag gelegt, dennoch hat kein Land so eine "Strafe" verdient...
    Und was die Haltung der US-Amerikaner angeht:
    Die USA hat es geschichtlich und politisch bei mir sowieso verschissen... daher will ich jetzt auch nicht weiter darauf eingehen, weil ich sonst nur schlechte Laune bekomme...

    PS.: Da ich der/die/das Hanami versäumt habe, gebe ich mich halt mit dem Zweitbesten zu frieden! ;)

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