Dienstag, 15. März 2011

Dienstag, 15. März 2011

6.37 Uhr:
Nach einem morgenlichen Telefonat mit meinen Eltern, die zum Glück keine Panik verbreiten, ist meine Entscheidung abzuwarten nun sicher!
Ich werde mich heute mit Wasser und Lebensmitteln eindecken, denn sollte der Ernstfall eintreten, dann (wie Aileen ja schon bemerkte) werde ich kaum ein Flugzeug bekommen. Dann heißt es sich im Haus verbunkern und abwarten.
Derzeit steht der Wind günstig, sodass das Innenland nicht gefährdet ist. Und selbst wenn: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Regierung es ohne Kommentar zulassen würde, eine Millionenmetropole wie Tôkyô einfach so der Verseuchung aus zu setzten.

Meine Entscheidung steht... mal sehen wie es heute Abend aussieht.

Ach, und an alle, die hier Kommentare oder mir Mails schreiben wollen:
Ich bin momentan echt anfällig.
Also überlegt lieber zweimal was ihr schreibt, bevor ihr auf den Abschicken-Knopf drückt. Es ist zwar lieb, dass sich so viele um mich sorgen (was mir auch echt leid tut), aber wenn ihr Panik verbreitet, kann ich dankend darauf verzichten.
Auch wenn es nicht einfach ist: Versucht sachlich und ruhig zu bleiben!
Vielen Dank

21.06 Uhr:
Kaum zu glauben, wie sich in nicht einmal 12 Stunden alles ändern kann.
Denn nachdem ich auf Arbeit das gehört habe, was alle Nachrichten der gesamten Welt schon seit Tagen beschreien, ich in Tränen ausgebrochen bin und mich mit der Botschaft und meiner Mutter am Telefon beraten habe, hat man mir einen Flug gebucht.
Es war nicht leicht noch einen Flug zu bekommen... Daher fliege ich am Samstag.
Als ich nach Hause kam, habe ich abermals ein langes Gespräch mit den Botschaftsleuten geführt und sie meinen, dass sollte die Natur komplett gegen Japan sein und der Wind dreht, erst einmal für Nagoya generell keine Gefahr bestehen würde.
Damit habe ich noch einigermaßen Zeit, mein Zeug ohne Panik zusammen zu packen.

Und nun hat sich die Panik auch wieder gelegt. Ich habe meinen Flug und komme ohne Probleme aus dem Arbeitsvertrag raus.
Aber trotzdem kann ich nicht aufhören zu heulen.
Vor einer Stunde dachte ich noch, dass mir die Angst die Tränen in die Augen treiben würde (wie es noch gegen 15 Uhr der Fall war).
Doch eigentlich bin ich extrem traurig, dass ich hier weg muss. Es war heute sehr schlimm Little World zu verlassen. Viele, die ich ins Herz geschlossen habe, sind zu mir gekommen, haben geweint und mich ganz fest gedrückt. Aber gerade die meinten zu mir, dass es besser ist, wenn ich abreise. Ich sei noch jung und komme bestimmt mal wieder nach Japan und sei es als Rentner.

Ich würde am liebsten alle mit nach Deutschland nehmen!
So habe ich mir meine Abreise wirklich nicht vorgestellt...

4 Kommentare:

  1. Wie sieht denn die Nachrichtenlage derzeit aus?

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  2. Hast du eigentlich vorsichtshalber Jod-Tabletten im Hause?

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  3. Ich glaube du solltest doch langsam an Abreise denken, Maria. Das ist die Sache am Ende nicht wert, deine Gesundheit auf's Spiel zu setzen. Du kommst schon noch mal nach Japan, gesund und munter.

    Schreib einfach zwischenzeitlich mal was zu deiner derzeitigen Position, ja?

    LG, Ireny

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  4. Hey ho Maria!
    Hier dein Namensvetterchen! XD
    Ich kann mir vorstellen, dass es dir unheimlich schwer gefallen ist, doch zurück zu kommen! Natürlich kann ich nich leugnen, dass ich beruhigter bin, da ich weiß, dass du bald wieder hier sein wirst und es dir gut geht, aber ich kann auch nachvollziehen, dass du solange gewartet hast!
    Ich mach mir auch unglaublich viele Sorgen um alle unsere Japanologen, aber auch um alle anderen Menschen, die derzeit in Japan sind. Auf der anderen Seite jedoch, will ich es noch gar nicht wirklich glauben, dass ich nächste Woche nun doch nicht nach Japan fliegen darf und wie geplant mit meinem Auslandsstudium beginnen darf... Aber wichtig ist erst einmal, dass alles wieder in Ordnung kommt!
    Fühl dich ganz doll geknuddelt!
    dein Risu

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