Sonntag, 13. März 2011

Sonntag, 13. März 2011

Gestern noch verhasst, war ich heute verdammt froh, dass ich meine Arbeit hatte.
Denn sonst wäre ich den ganzen Tag zu Hause gewesen und hätte mich wohl von den Nachrichten im TV oder denen auf der FAZ-Internetseite wahnsinnig machen lassen.

Geschlafen habe ich seltsamerweise recht gut und dass obwohl ich gestern Abend noch eine vor Panik schreiende Mail einer lieben Freundin bekommen habe... mal ganz zu schweigen von den Mails der Uni-Professoren, die uns regelrecht aufforderten zurück zukommen.
Doch nach einem morgigen Telefonat mit Nicole (Kommilitonin, Freundin und derzeit Studentin in Tôkyô), hat es wirklich die ganze ruhige und gelassene Art meiner Kollegen gebraucht, damit ich am Abend mit einem Lächeln aus dem Bus steigen konnte.
Denn in der Hauptstadt Japans (nur knapp 250 km vom Atomkraftwerk Fukushima entfernt) ist gestern bei den deutschen Studenten regelrecht die Panik ausgebrochen. Tabea (ich arbeite jetzt mit Namen) und einige andere, sind bereits unterwegs nach Ôsaka und versuchen von dort ein Flugzeug nach Deutschland zu bekommen. Nick und Yvonne harren immer noch der Dinge, die da eventuell kommen könnten... Allerdings, wie Nick meinte, auf gepackten Koffern.

Auch Marie hat gestern Abend überlegt nach Frankreich zurück zukehren. Die Französische Botschaft hat, nachdem bereits 25 Franzosen das Leben verloren haben, den Notstand ausgerufen und erstattet nun allen Staatsangehörigen den Flug.
Auch die Deutsche Botschaft hat "uns" aufgefordert in die Heimat zurück zukehren.
Aber ich warte erst einmal ab!
Ich habe mich in der Tat von der Ruhe aller um mich herum anstecken lassen und nun versuche ich allem was Panik in mir wecken könnte aus dem Weg zu gehen!
Panik ist Mist... Man macht unüberlegt Sachen, die man im Nachhinein bereut.
Jetzt, ohne wirklichen Grund abzureisen, habe ich nicht vor. Am Ende beruhigt sich alles wieder und ich bereue meine überstürzte Handlung.
Auch finde ich es gegenüber allen Japanern, aber besonderes gegenüber meinen Arbeitskollegen nicht gerade fair, wenn nicht sogar feige, jetzt einfach so die Flucht zu ergreifen. Schließlich können die nicht einfach so ihre Siebensachen zusammen packen, sich in ein Flugzeug setzten und in die Sicherheit fliegen.
Sie müssen bleiben, ganz gleich was auch passiert!

Und ich bleibe vorerst auch! (Zumal die Nachrichten (besonders die deutschen) nun nicht mehr diesen apokalyptischen Unterton haben.)

Außerdem ist meine Arbeit ein echt guter Indikator... Sollte mein Boss bei mir anrufen und meinen, dass ich nicht zur Arbeit erscheinen soll, spätestens dann weiß ich: Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um dir ein Flugticket zu kaufen und nach Deutschland zurück zufliegen!


PS.: Meine für morgen geplante Tôkyô-Tour hab ich dann aber doch gestrichen. Erstens muss man es ja nicht provozieren und zweitens haben weder die Leute vor Ort noch ich den Nerv für so eine Unternehmung.

3 Kommentare:

  1. Nachdem ich diesen Blog gelesen habe, wusste ich nicht, was ich denken sollte. In mir kämpfen gerade 2 sehr unterschiedliche Gefühle miteinander.
    Zum einen würde ich dich gerade am liebsten schütteln und dir sagen "Verschwinde aus diesem Alptraum! Erdbeben, Tsunami, GAU, Vulkanausbruch,...! Was kommt als nächstes? Japan ist ein modernes Atlantis! Spinnst du? Steig sofort in einen Flieger!"
    Aber auf der anderen Seite hast du mit deinen Worten Recht und ich bewundere deine Entscheidung. Loyalität und eine Frohnatur wie du ist genau das, was das Land jetzt braucht.
    Aber meine Angst um dich bleibt. Bitte bleib gesund!

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  2. Hey Maria!
    Ich schließe mich dem Vorkommentator an: deine Aussagen schwanken zwischen Naivität und Heldenmut. Wenn es zu keinem GAU kommt, dann bleib. Wenn doch, dann verschwinde auf der Stelle. Sie es so: je weniger Menschen die japanische Regierung beschützen muss, desto besser kann sie sie schützen.
    Zu den vielleicht eher weniger guten Nachrichten: alle Hallenser aus Tokyo fliegen am Dienstag zurück nach Deutschland. Hab's gerade von Philipp und Yvonne gehört. Bezieh das in deine Überlegungen mit ein.

    Wir denken alle an euch. Meine Gastfamilie wohnt ja ganz in deiner Nähe und ich hab auch eine Gastfamilie in Tokyo. Bitte passt gut auf euch auf und nimm du nur das Menschenmögliche in Angriff, ja?

    気をつけて下さい!!!

    Irene

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  3. Ich denke mir nur gerade so.. Wenn der GAU kommt, wer soll denn da noch flüchten? Das breitet sich doch rasend schnell aus. Oo Also ist das wohl keine Variante.
    Ich finde deine Überlegungen, dass die Japaner schließlich auch nicht einfach flüchten könnten, lobenswert. Dennoch wüsste ich auch nicht recht, vor allem nicht aus der "sicheren" dt. Ferne, was ich an deiner Stelle tun würde!

    Kopf hoch!

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