Montag, 14. März 2011

Montag, 14. März 2011

Ok... von offizieller Tôkyôter Studentenseite wurde mir bestätigt, dass sämtliche Studenten der MLU morgen Japan verlassen werden.
Und ich sitze hier, versuche die beschissenen Nachrichten zu verstehen (die ja, sowieso teilweise beschönigend sind (das ist nun auch mir klar)) und rege mich auf, weil ich hier mit absolut niemanden reden kann.

Ich war echt den ganzen Tag über ruhig... besorgt aber ruhig.
Zumal ich bei meinen Kollegen momentan diese Ich-vertrete-stehts-die-öffentliche-Meinung-und-behalte-meine-Gedanken-für-mich-damit-ich-mich-nicht-angreifbar-mache-Einstellung beobachten konnte. Was mich zugleich erstaunt und schockiert hat.
Hier macht sich echt keiner Sorgen (jedenfalls sagen sie es).

Doch nun, bei dem Gedanken die Letzte aus Halle zu sein, wird mir übel.
Andererseits sind Fukushima und Tôkyô weit weg und selbst in den deutschen Nachrichten haben sie noch nichts über mögliche Gefahren für Zentraljapan gesagt.
Auch kann ich nicht einfach so abreisen. Ich bin hier kein Student. Ich bin ein fest einkalkulierter Teil einer Arbeitsgemeinschaft. Und wenn ich hier abreise, dann ist das endgültig. Ich könnte nie wieder zurück (es sei denn ich gewinne mal im Lotto).

Ihr seht, Irene und Frances, ich bin weder besonders mutig, geschweige denn loyal.
Ich habe genauso viel Schiss, wie alle anderen (auch wenn die es nicht zugeben wollen).Wenn es wirklich zu einem GAU kommen sollte, dann ist das erste was ich mache mir einen Flug nach Frankfurt zu buchen!
Ich möchte nur nichts überstürzen. Momentan ist es ja wohl das Schlimmste noch nicht eingetroffen. Wobei ich mich hier nur noch auf die deutschen Infos verlasse.
Noch ein Punkt, denn ich zum Kotzen finde:
Man kann mich wirklich nicht leicht enttäuschen, aber das die japanische Regierung immer um den heißen Brei herum redet, Informationen verheimlicht, damit es nicht zu einer Massenpanik kommt und einfach kein Mensch die Eier hat mal Klartext zu reden, hat mich wahnsinnig enttäuscht.
Sowas hätte ich einfach nie von Japan erwartet.

Tut mir im Übrigen leid, dass ich euch hier so zu texte, aber das Schreiben hilft.
Ich fühle mich jetzt auch ein bisschen besser, als noch vor einer halben Stunde.

Ich werde jetzt erstmal mein Paket weiter mit Dingen packen, die ich momentan als unnötig empfinde, die mir allerdings doch wichtig genug sind, dass ich sie im Erstfall nicht hier lassen will.

Update:
Nach einem einstündigen Gespräch mit Marie, deren Eltern jetzt wirklich Panik machen und sie aufgefordert haben sofort morgen in den Süden des Landes aufzubrechen, habe ich dann doch mal bei der Deutschen Botschaft in Tôkyô angerufen.
Und mein Gesprächspartner hat es geschafft, dass ich diese Nacht wohl doch einigermaßen ruhig schlafen kann.
Denn in Tôkyô ist die Lage lange nicht so katastrophal, wie es in den deutschen Medien publiziert wird.
Und nachdem er sich über die dt. Medien ausgelassen hat, meinte er, dass ich natürlich für mich selber entscheiden muss, was ich machen will... Er würde mir aber in der derzeitigen Situation dazu raten ab zu warten.
Und das werde ich auch erst einmal machen. (Da es jetzt 22.30 Uhr ist, bleibt mir sowieso nichts anderes übrig!)

4 Kommentare:

  1. Oh man, Miez, mit dir möchte ich echt nicht tauschen (Mrs. Hypochonder Aileen i.V.m. Angst und Panik - das will weder ich erleben noch anderen Leuten zumuten :D), aber ich bin mir sicher, dass du dich da schon durchwurschtelst - ob du nun heimkehrst, gen Süden flüchtest oder bleibst!
    Jedoch halte ich deine Idee dann kurz vor knapp nach FFM flüchten zu wollen, sehr gewagt. Meinste nicht, dass andere auch auf die Idee kämen und alle Flüge - egal wohin - hoffnungslos ausgebucht wären?
    Berichte bitte weiter, wofür du dich entschieden hast am kommenden Morgen! Ich schicke dir für diese sicher aufregende Nacht ruhige Träume nach Japan. ^.^ (*Smiley klau.. he he he he he*)

    AntwortenLöschen
  2. Es ist ja jetzt schon problematisch einen Flug innerhalb der nächsten Tage zu bekommen...
    Aber du hast recht! Ich weiß bloß nicht wonach ich mich sonst richten könnte...

    AntwortenLöschen
  3. http://www.tokyo.diplo.de/

    Trag dich in diese Liste ein. Egal was passiert, du hast tatsächlich im Süden des Landes mehrere Stunden bis Tage Vorsprung und Zeit zu handeln.

    Aber am besten bleibst du auf gepackten Koffern sitzen. Auspacken macht mehr Spaß als in Panik zusammen suchen zu müssen.

    Die deutschen Medien sind sensationslüstern ohne Ende. Die japanischen sehr vorsichtig und zurückhaltend. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. (Ich lese the Guardian und die Neue Züricher Zeitung.) Aber halte dich ruhig an die deutsche Botschaft. Die Jungs die da sitzen und mit dir am Telefon reden, wissen wirklich was zu tun ist. Bleib mit denen in Kontakt, ja? Für uns?

    Ansonsten ist +49178/6674118 meine Handynummer. Ruf an, wir rufen zurück. Wenn wir dir irgendwie helfen können, sag uns bescheid, ja?

    Auf gewisse Art beneide ich dich. Ich wäre jetzt gerne dort um bei meinen Gastfamilien zu sein. Ich denke an auch alle.

    Pass auf dich auf, Maria.

    Irene

    AntwortenLöschen
  4. hey mein kleines Mi-chan.
    es vergeht nicht eine Stunde am Tag in der ich nich an dich denke. Doch ich fühl mich so machtlos und meine Worte sind so schlicht und einfach...ich kann nur hoffen, dass du nicht die Nerven verlierst.
    Ich möchte dir aber Mut zusprechen. und mich Irenes Meinung anschließen; warte ab und beobachte was passiert und handle wenn es ernster wird.
    bitte entschuldige meine naiven gedanken. Ich weiß nämlich auch nicht welchen Medien ich vertauen kann. Die meisten machen einen nur wuschig. und die dt. haben nix anderes zu tun, als sich um eine evtl. Verstrahlung in Dtl. zu sorgen.(!)
    auch wenn es banal klingt, aber du bist nicht allein! wir denken an dich! und die Menschen um dich betrifft es ja genau so, auch wenn sie vielleicht noch zu gelassen sind.
    ganz liebe Grüße
    Alex

    AntwortenLöschen